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Großstadt-Cinderella: Traumtänzer

6/20/2016


Nennt es pathetisch, aber ich bin fast schon ein klein wenig in die Stimmung der Bilder verliebt. Das ist wohl auch der Grund wieso ich sei hier noch einmal zeige. Diesmal mit meiner eigenen Großstadt-Cinderella Story.
Wer sich für die restlichen Storys des Cinderella-Projeks interessiert kommt hier zu: Tinderella, Cinderella und Großstad-Cinderella: happily ever after

Es ist ein warmer Sommerabend, schon den ganzen Tag hat sich Großstadt-Cinderella auf die Party gefreut. Hoch über den Dächern der Stadt, wo die Luft nach Abenteuern schmeckt und alles in ein wunderbar goldenes Licht getaucht wird. Erst von den untergehenden Sonnenstrahlen, dann von der Vielzahl an Lichterketten und Lampions, die alles in ein schummriges Licht tauchen. Sie ist alleine unterwegs, manchmal braucht man das. Ein bisschen Abstand zur Welt, von den vielen bekannten Gesichtern, den gleichen Geschichten und Problemen. Dieser Abend, diese Nacht, sollte nur ihr gehören. Völlig in die Musik vertieft, zu der sie und die ganzen anderen fremden Menschen um sie herum tanzen spürt sie die Blicke in ihrem Rücken. Eigentlich wollte sie sich nicht darum kümmern, um das Starren, doch während sich ihr Körper im Takt der Musik bewegt, dreht sich ihr Kopf fast schon automatisch in die Richtung, in der sie das Starren vermutet. 

Er steht einfach nur da. Ganz lässig, an die Balustrade gelehnt und beobachtet die tanzenden Körper im untergehenden Licht der goldenen Sonne. Sein Blick schweift über Körper, Köpfe, trifft keine Augen, dafür ist alles in zu schneller Bewegung. Etwas erregt seine Aufmerksamkeit, seine Augen schweifen über die sich bewegenden Körper und bleiben am Rücken einer blonden Frau hängen. Es ist schön wie sie sich bewegt, die Musik genießt und sich einfach der Menge hingibt. Ganz so als wäre es das selbstverständlichste dieser Welt. Während er so vor sich hingrübelt, wird er von zwei Augen aus den Gedanken gerissen

Sie schaut ihm direkt in die Augen. Es sind schöne Augen, die aus ihrer Gedankenverlorenheit wieder zurück in das Jetzt gerissen werden. Diese Augen, die da so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht haben, besitzen etwas, etwas aufregendes, was Großstadt-Cinderella dazu veranlasst sich aus der tanzenden Menge herauszubewegen. Etwas, wie ein stilles Versprechen, dass dieser Abend etwas für sie bereithält. 
Genau aus dem Grund, weil der Abend nur ihr und sonst niemandem gehört nimmt sie das stumme Angebot des Fremden an und sie verlassen die Sicherheit der Dachterrasse um sich in die Ungewissheit, die draußen auf sie wartet zu stürzen. Wie zwei Kinder rennen sie die Treppe herunter, mehrere Stufen auf einmal nehmend. Es ist fast, als würden sie die Stufen hinunter fliegen. Eine Leichtigkeit nimm von ihr Besitz, als er ihre Hand nimmt und sie in die Weiten der Stadt führt.

 
Nachts wirkt alles viel intensiver und aufregender. Normalerweise ist sie ein Kopfmensch, denkt immer genau über alles nach bevor sie etwas tut. Doch diesmal tut sie es einfach. Traut sich, sich fallen zu lassen. Einfach so, weil sie es kann, weil sie dem Reitz des Unbekannten nicht widerstehen kann. Lachend rennen sie durch die Straßen, während er ihre Hand in seiner hält. Die Lichter der Schaufenster verwandeln die Straßen in völlig neue Welten. Kein Wunder, dass der Funke zwischen ihm und ihr sich immer weiter entzündet. Eis, tiefsinnige Gespräche und Küsse im Laternenschein sind das Zündholz in diesen Stunden. Immer tiefer zieht sie der verlockende Sog in die Fänge der Nacht.

Es ist, als wäre er diese Straßen schon tausendmal entlanggegangen so vertraut kommen sie ihm vor, doch heute ist es etwas anderes, als wäre die Stadt von der einen auf die andere Sekunde vertauscht worden. Neuland für beide. Die Luft um sie herum knistert, ist aufgeladen von den vielen Funken die zwischen einander auf und ab tanzen.  

Sie weiß genau, das es Nächte wie diese sind, von denen es später schwer fallen wird sich zu verabschieden. Es sind Nächte wie diese, die uns an unbekannte Orte führen. Nächte, in denen alles unendlich erscheint, märchenhaft und traumähnlich. Bis zum Morgengrauen sind sie Unterwegs und obwohl keiner etwas über den  anderen weiß ist eine solche Vertrautheit zwischen ihnen. Fremde, die sich näher stehen als sie es zu begreifen vermögen. Doch für Großstadt-Cinderella ist klar; Bis hierhin und nicht weiter. Denn wenn der Morgen graut und die schatten der Nacht sich verziehen, ist der Funken verschwunden, denn es braucht mehr um ihn am brennen zu halten. Es steht zwischen ihnen, ungesagt im Raum. Sie weiß, sie könnte bleiben doch das Morgengrauen zieht sie in die Weiten der Stadt. Noch bevor die Sonne wirklich aufzugehen beginnt verschwindet sie mit den Schatten. 


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