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Sonntagskolumne // Inmitten von Gelächter und Rauch

4/02/2017


Wir sind eine der Ersten, wie immer pünktlich. Wobei wir auch gut und gerne mindestens eine halbe Stunde später hätten kommen können, ich kenne meine Freunde und auch die hier eingeladenen machen in dem Punkt  kaum eine Ausnahme. Nach ein paar Minuten des Wartens beschließen wir schon mal rein zu gehen, wer steht sich schon gerne draußen die Beine in den Bauch nur weil Pünktlichkeit immer mehr zu einem Unding geworden ist?


Wir folgen dem Mann in das Innere und landen in einem Raum, der teilweise mit bequemen schwarzen Ledersofas und Stühlen bestückt ist. Aus den Lautsprechern dröhnten keine Charts, sondern die gute Musik von früher, mit Charakter, Gitarenriffs und rauchigen Stimmen. Sie verleiht dem ganzen Ambiente eine ganz eigene Atmosphäre. Wir lassen uns nieder und lassen die Blicke wandern, der Raum ist schwach beleuchte, fast schon dunkel, doch hell genug um alles zu erkennen. Die Bar, Sofas und die Menschen drum herum. „Kann ich euch was bringen?“ Nein, wir warten noch bis mehr da sind.

Draußen wird es dunkler und mittlerweile sind schon ein paar mehr eingetrudelt sodass wir den Kellner und uns aus der peinlichen Situation befreien und die erste Runde Bestellungen aufgeben können. Es ist schön zu sehen wie gut sich die anderen merken, was das Geburtstagskind mag und wirklich alle Geschenke ein Erfolg sind. Die Stimmung ist ausgelassen, Geschichten werden ausgetauscht und die Luft ist von Gelächter und Rauch erfüllt. „Komm erzähl mal, was gibt es für Geschichten?“ Keine. „Na, es kann doch keine Geschichten geben, ich mein wenn man in ner Beziehung ist, da ist ja klar, da steht die Zeit irgendwann still… aber so als Single, da erlebt man doch immer was.“ Haha, wenn du wüsstest. Wieso ist dieser weit verbreitete Irrglauben so präsent. Unser Leben ist jetzt nicht langweilig und klar passieren hier und da immer ein paar erzählenswerte Storys, doch die meisten sind dann doch nur à la „Stell dir mal vor was mir gestern wieder merkwürdiges passiert ist“, lustige Randgeschichten, aber die guten Storys die sind auch nicht so einfach zu bekommen. Wir tragen kein Schild um den Hals, was automatisch sagt: Hey, schau mal, if you like it then you should to give a drink to me. Wir sind auch nur ganz normale Menschen, die eben einfach noch so ein wenig rumtingeln, sich nicht entscheiden können, zu hohe Ansprüche haben (oder keine) aber im Endeffekt auch nur ihren Weg in dem ganzen Wirrwarr zu finden versuchen. Das macht mich doch dann aber nicht automatisch zu Miss Lovalova persönlich, die jedes Wochenende mit einem Kater, in einem anderen Bett aufwacht und deren Whatsapp-Messenger vor Anfragen und Random conversations nur so überquillt.

Haha, nachher rennst du dann wieder weg. Nein, oder ja ich weiß es nicht und selbst wenn, manchmal ist es dann einfach nicht das wahre oder zu komisch um zu bleiben. Außerdem, war das ne komplett andere Situation damals. Außerdem bin ich nur ein einziges mal weggerannt, sage ich.

Doch wenn ich jetzt, im Nachhinein genauer darüber nachdenke, dann renne ich eigentlich immer weg. Emotional gesehen und ja ich weiß das, aber es ist schwer mit schlechten Angewohnheit zu brechen. Gibt schlimmeres oder (?) andere rauchen, trinken zu viel, die Liste unserer Laster ist lang. Meistens wissen wir doch, dass sie uns nicht immer gut tun, doch uns von ihnen zu trennen ist dann doch irgendwie schwer, sie gehören dazu und selbst wenn wir dann einmal an dem Punkt sind, an dem wir sagen: jetzt ist es so weit, dann kommt meistens doch wieder was dazwischen. Im besten Fall das Leben und so findest sich dann immer wieder eine Ausrede. Allgemein, das mit dem rausreden haben wir schon ziemlich perfektioniert, ich bilde da (leider) keine Ausnahme, besonders dann nicht, wenn es darum geht meiner schlechten Angewohnheit die Luft abzudrehen. 

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